Helez, Bauzeichnerin
Als Helez A. nach dem Vorstellungsgespräch die Zusage für ihre Ausbildung erhielt, konnte sie es kaum glauben. Drei Tage zuvor hatte sie ein Praktikum begonnen – nun war klar: Das ist ihr Weg. Heute, mit 27 Jahren, ist sie Bauzeichnerin – aus Überzeugung. Ihre Ausbildung hat sie erfolgreich abgeschlossen, inzwischen ist sie festangestellt in ihrem Ausbildungsbetrieb und verfolgt bereits ihr nächstes Ziel: ein Architekturstudium.
Der Weg dorthin war nicht einfach – aber konsequent. Geboren in Syrien, kam Helez 2015 mit ihrer Mutter und vier jüngeren Geschwistern nach Deutschland. Als älteste Tochter übernahm sie früh Verantwortung für die Familie – eine Rolle, die sie bis heute mit viel Engagement erfüllt.
Vom ursprünglichen Berufswunsch zur passenden Ausbildung
Eigentlich wollte Helez Ärztin werden. Doch während ihrer Schulzeit entdeckte sie ihre Leidenschaft für Kunst – verbunden mit dem Wunsch, kreativ zu arbeiten und dabei etwas Handfestes zu schaffen. „Eine Ausbildung war für mich der Schlüssel, um anzukommen – im Leben, in Deutschland, in der Arbeitswelt“, sagt sie. Auf der Suche nach einem passenden Beruf stieß sie auf das Berufsbild der Bauzeichnerin – und war überzeugt, dass dies der richtige Weg für sie ist.
Der Bewerbungsprozess stellte sie vor große Herausforderungen. Besonders das Anschreiben war eine Hürde. „Am schwierigsten war der erste Satz. Ich habe lange daran gefeilt, bis er wirklich gepasst hat“, erinnert sie sich. Sie bewarb sich gezielt auf eine Ausbildungsstelle, informierte sich über den Betrieb und bereitete sich auf das Gespräch vor. Das anschließende Praktikum bestätigte ihr gutes Gefühl: „Ich wusste sofort, das ist mein Platz.“ Nur drei Tage später kam die Zusage für die Ausbildung.
Unterstützung auf dem Weg
Dass der Einstieg in die Ausbildung dennoch fordernd war, zeigte sich schnell – vor allem in der Berufsschule. Helez nahm deshalb begleitend an ABplus im Rahmen von Wirtschaft integriert teil. „Die Sprache war für mich die größte Hürde. Besonders im Unterricht hatte ich anfangs Schwierigkeiten.“ Die individuell abgestimmte Unterstützung half ihr, sprachlich sicherer zu werden, fachliche Inhalte besser zu verstehen und sich insgesamt im Ausbildungsalltag zurechtzufinden.
„Im Unterricht war ich unsicher – besonders wegen der vielen Fachbegriffe“, erzählt sie. In der ABplus konnte sie schulische Themen noch einmal in Ruhe durchgehen. „Wir haben viele Fachwörter erklärt bekommen – das hat mir im Alltag und in der Prüfung geholfen.“ Trotz intensiver Vorbereitung bestand sie die Abschlussprüfung im ersten Anlauf nicht. Doch sie ließ sich nicht entmutigen. „Mein verstorbener Vater hat immer gesagt: Das Leben ist nicht einfach. Man muss immer weitermachen.“ Mit dieser Haltung und gezielter Vorbereitung auf den Zweitversuch schaffte sie den Abschluss.
Heute ist Helez im Betrieb angekommen. Sie bringt ihre Fähigkeiten ein, übernimmt Verantwortung und bleibt neugierig. „Ich will mich weiterentwickeln. Mein Traum ist, Architektur zu studieren.“