Johanna, Auszubildende zur Binnenschifferin
Johanna W., 25 Jahre alt und gebürtig aus Südafrika, hat eine beeindruckende Entwicklung hinter sich. Derzeit absolviert sie in Frankfurt am Main eine Ausbildung zur Binnenschifferin. Was sie an ihrem Beruf begeistert und wie ihr Alltag als Binnenschifferin aussieht, erzählt sie in ihrer Geschichte.
Im vergangenen Jahr startete sie mit der Ausbildungsbegleitung ABplus im Projekt Wirtschaft integriert, um sowohl in ihrer Ausbildung als auch bei ihrer sprachlichen Entwicklung gezielt Unterstützung zu erhalten. Ergänzend besucht sie den Stütz- und Förderunterricht im Bildungswerk in Frankfurt und nimmt weitere Angebote wahr.
„Die erste Herausforderung, die ich überwinden musste, war meine Angst, Fehler zu machen und Fragen zu stellen. Als ich begann, Deutsch zu sprechen, fühlte ich mich oft unsicher“, beschreibt Johanna die anfänglichen Hürden. Doch das Projekt hat ihr geholfen, Selbstvertrauen zu gewinnen. „Durch Wirtschaft integriert habe ich viel Selbstvertrauen gewonnen und gelernt, offen zu sprechen“, ergänzt sie. Besonders wichtig ist dabei die Rolle ihrer Deutschlehrerin, die sie regelmäßig unterstützt. „Meine Deutschlehrerin leistet hier einen großen Beitrag und hilft mir regelmäßig, meine Unsicherheiten abzubauen“, erzählt Johanna dankbar.
Was sie am Projekt besonders schätzt, ist die herzliche und unterstützende Atmosphäre. „Jedes Mal, wenn ich zum Bildungswerk komme, werde ich mit einem Lächeln empfangen, und die Mitarbeitenden sind immer bereit, mir zu helfen, wenn ich Unterstützung benötige“, sagt sie. Im Unterricht fühlt sie sich gut aufgehoben: „Im Unterricht habe ich keine Angst, verurteilt zu werden, wenn ich etwas nicht verstehe. Es herrscht immer ein starkes Gefühl von Zusammenhalt und Geduld, was mir sehr hilft.“
Die individuelle Förderung im Projekt ist für Johanna von großem Wert. „Meine Lehrerin passt das Lerntempo immer an und darauf geachtet, dass jeder individuell gefördert wird“, berichtet sie. Besonders hilfreich findet sie das inklusive Unterrichtskonzept: „Das inklusive System, bei dem jeder die Möglichkeit bekommt, Fragen zu beantworten und auch im Unterricht vorzulesen, finde ich sehr hilfreich. So kann ich nicht nur meine Sprachkenntnisse verbessern, sondern auch mein Selbstvertrauen stärken.“
Auch in ihrer Ausbildung zur Binnenschifferin hat Johanna von Anfang an positive Erfahrungen gemacht. „Was mir in meiner Ausbildung zur Binnenschifferin besonders gefällt, ist, dass ich von Anfang an ermutigt wurde, Fragen zu stellen und auf Deutsch zu antworten. Das hat mir ebenfalls geholfen, mehr Sicherheit im Sprechen zu gewinnen“, erzählt sie. Ihr Arbeitsalltag ist vielseitig und fordernd. „Zu meinen täglichen Aufgaben gehört es, den Maschinenraum zu überprüfen, die Rettungsringe richtig zu platzieren und sicherzustellen, dass das Schiff für die Abfahrt vorbereitet ist. Weiterhin schalte ich beispielsweise den Landstrom aus und starte den Schiffsgenerator. Auch das Lösen und Vertäuen der Schiffsleinen ist ein fester Bestandteil meines Arbeitsalltags“, berichtet Johanna.
Durch ihre Arbeit hat sie viele neue Fähigkeiten entdeckt. „Vor allem im Umgang mit Schiffen und Motoren. Ich wusste vor der Ausbildung nicht viel über diese Themen, aber jetzt kenne ich mich viel besser aus. Ich habe auch gemerkt, wie stark ich körperlich bin, da meine Arbeit sehr viel körperlichen Einsatz erfordert. Es ist eine tolle Erfahrung, zu entdecken, wie viel Kraft ich habe, und es motiviert mich weiterzumachen“, sagt sie stolz.
Natürlich gab es auch Herausforderungen auf ihrem Weg. „Manchmal führte mein begrenzter Wortschatz zu Missverständnissen, besonders als ich Dinge direkt aus dem Englischen übersetzt habe, was im Deutschen manchmal anders verstanden wurde. Auch die Pünktlichkeit war eine Herausforderung für mich, weil ich nicht wusste, dass es hier üblich ist, 15 Minuten früher zur Arbeit zu kommen. Wenn ich pünktlich ankam, wurde das manchmal nicht so gut aufgenommen“, erinnert sie sich. Trotz dieser Herausforderungen bleibt Johanna entschlossen, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen. „Ich bin fest davon überzeugt, dass ich mich weiterentwickeln kann und dass ich nicht aufgeben sollte, auch wenn es mal schwierig ist.“
Für ihre Zukunft hat sie klare Pläne. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung möchte Johanna weiterhin in der Binnenschifffahrt arbeiten. „Ich plane, noch einige Jahre bei meinem Unternehmen zu bleiben, um meine Fähigkeiten weiter zu verbessern und im Anschluss vielleicht mehr Erfahrung auf größeren Schiffen zu sammeln“, erklärt sie. Ihre Arbeit hat auch eine persönliche Bedeutung: „Der Beruf gefällt mir so gut, weil er mir nicht nur die Möglichkeit gibt, meine Leidenschaft für das Wasser auszuleben, sondern auch, weil er tief in meiner Familie verwurzelt ist. Mein Großvater war Kapitän, ebenso wie mein Onkel, und diese Tradition möchte ich fortsetzen“, sagt sie.
Abschließend spricht Johanna eine klare Empfehlung aus: „Eine Ausbildung ist eine großartige Gelegenheit, nicht nur theoretische Kenntnisse zu erlangen, sondern sie auch direkt in der Praxis anzuwenden. Die Kombination aus Theorie und Praxis hat mir persönlich sehr geholfen und mir viele neue Perspektiven eröffnet.“