Digitalisierung

Förderung digitaler Kompetenzen im Landesprojekt

Nahezu alle Ausbildungsberufe sind direkt oder indirekt von der Digitalisierung betroffen. Dies hat große Auswirkungen auf die Qualifikations- und Kompetenzanforderungen an die Beschäftigten. Digitale Kompetenzen werden im 21. Jahrhundert zu den Grundkompetenzen gezählt, die benötigt werden, um Teilhabe am Arbeitsmarkt und der Gesellschaft zu erlangen und zu sichern.

Um unsere Projektteilnehmenden auf die sich ändernden Arbeitsmarktanforderungen vorzubereiten und die berufliche Handlungsfähigkeit in einer digitalisierten Lebens- und Arbeitswelt zu fördern, haben wir die Vermittlung und Förderung digitaler Kompetenzen als Schwerpunkt fest in den Curricula aller drei Projektbausteine verankert.

Die Inhalte und Schwerpunktsetzung unterscheiden sich dabei je nach Baustein. Im Rahmen von Wirtschaft integriert steht dabei aber besonders die Vermittlung niedrigschwelliger digitaler Kompetenzen im Fokus, welche bedarfs- und zielgruppengerecht aufbereitet werden. Ergänzt wird dies durch eine individuelle Standortbestimmung im Hinblick auf digitale Kompetenzen und die systematische Erprobung vorhandener digitaler Medien und Tools, speziell für die berufsbezogene Sprachförderung, die Berufsorientierung und den Fachunterricht. Auch die Erarbeitung einer individuellen digitalen Bewerbungsstrategie und der notwendigen Kenntnisse für den Bewerbungsprozess im digitalen Zeitalter stehen speziell in der ABplus auf der Agenda.

Als Bezugsrahmen für digitale Kompetenzen nutzen wir dabei zur Orientierung u. a. den Europäische Referenzrahmen für digitale Kompetenzen 2.0, welcher Kompetenzen und Kompetenzniveaus für die folgenden fünf Bereiche definiert: Information und Datenverarbeitung, Kommunikation und Zusammenarbeit, Digitale Informationen erstellen, Sicherheit und Problemlösung. Darüber hinaus nutzen wir für die Zielgruppe geeignete ausgewählte Inhalte und Materialien der ebenfalls über das HMWEVW geförderten Zusatzqualifikation DIGITALazubi sowie eigene Erfahrungen in der Projektumsetzung.

Wirtschaft integriert - Teilnehmende berichten

Unsere Teilnehmer berichten, wie sie die Zeit des Lockdowns und die Umstellung auf den digitalen Unterricht erlebt haben und ob sich beim Lernen seither etwas für sie verändert hat:

Ahmed Al-Haj Ali, Auszubildender zum Elektroniker für Informations- und Systemtechnik und ABplus-Teilnehmer

Der digitale Unterricht hat mir sehr gut gefallen und ich konnte einige Vorteile daraus mitnehmen. Im Online-Unterricht kann man Audio, Video, Bilder, Texte und interaktive Lernmodule nutzen und dadurch den Unterricht abwechslungsreicher gestalten. Wenn ich einen bestimmten Begriff oder ein Thema nicht kenne, dann kann die Lehrkraft ein Video oder Bild zeigen. Das macht den Unterricht abwechslungsreich und lebendig, was sich sehr positiv auf das Lernen auswirkt. Vor Corona habe ich schon viel mit Lernvideos gelernt, dies hat sich durch die Pandemie nochmal verstärkt. Während des Anschauens schreibe ich mir immer das Wichtigste heraus. Durch das Aufschreiben und Wiederholen des Stoffs kann ich am besten lernen. Auch unsere Deutschlehrerin verwendet eine digitale App. Dort werden uns Fragen gestellt, im Anschluss bekommen wir immer eine direkte Rückmeldung, ob die Antwort richtig oder falsch ist. Ich finde es macht sehr viel Spaß und bringt Abwechslung in den Unterricht. Außerdem nutze ich eine Deutschlern-App auf meinem Smartphone.

Ahmad Omar, Auszubildender zum Maler und Lackierer und ABplus-Teilnehmender

Während des Lockdowns war es nicht mehr möglich, regelmäßig an den Stützkursen vor Ort teilzunehmen. Meine größte Sorge war es, dass ich auf mich alleine gestellt bin und den Berufsschulunterricht ohne die Unterstützung meiner Fachlehrer schaffen muss. Allerdings wurden die Deutsch- und Fachkurse in Wirtschaft integriert sehr schnell auf den digitalen Unterricht umgestellt. Zunächst war die Umstellung schwer für mich, da ich mich mit den unterschiedlichen Programmen auseinandersetzen und neue Möglichkeiten der Kommunikation erlernen musste. Aber nachdem ich den Ablauf mit Hilfe der Projektmitarbeiter verstanden hatte, kam ich mit den Programmen sehr gut zurecht und entdeckte einige Vorteile. Ein Vorteil bestand darin, dass ich die Unterrichtsinhalte direkt im Anschluss zu Hause in Ruhe nacharbeiten konnte. Ich arbeite seit dieser Zeit öfter mit Microsoft Office Word, um Texte zu verfassen und komme insgesamt besser mit meinem PC zurecht. Ich habe auch eine Sprachlern-App kennengelernt und finde diese gut, um meine berufsbezogenen Sprachkenntnisse zu erweitern.

Reza Mir Mohammadi, Auszubildender zum Elektroniker und ABplus-Teilnehmer

Der digitale Unterricht war am Anfang eine große Herausforderung, da ich bisher nur wenig mit digitalen Medien zu tun hatte. Da musste ich erstmal lernen, wie man sich richtig ins Meeting einwählt und Einstellungen vornehmen kann. Nachdem die anfänglichen Schwierigkeiten überwunden waren, empfand ich es aber als sehr angenehm, von zu Hause aus am Unterricht teilzunehmen. Daneben habe ich eine Online-Plattform von der Berufsschule genutzt. Die Inhalte der dort bereitgestellten Arbeitsaufträge wie die Programmierung von logischen Steuerungen, haben wir im Online-Kurs des Bildungswerks aufbereitet. Ich schaue mir auch weiterhin regelmäßig Videos an, die Ausbildungsinhalte, zum Beispiel das Installieren und Einstellen eines Zeitschaltrelais, sehr gut erklären.

Mohammad Rezai, Auszubildender zur Fachkraft für Lagerlogistik und ABplus-Teilnehmender

Die einheitliche Umstellung auf den digitalen Unterricht von der Berufsschule und Bildungswerk fand ich gut. Den Unterricht in Wirtschaft integriert empfand ich als sehr gut organisiert, weil wir immer rechtzeitig kontaktiert wurden. Auch in der Schule hatten wir gute Lernplattformen. Am Anfang musste man sich daran gewöhnen. Ich hatte aber zum Glück keine Schwierigkeiten. Andere hatten manchmal eine schlechte Verbindung, was den Unterricht ein wenig störte aber im Ganzen war ich zufrieden. Ich lerne aber am liebsten immer noch mit Büchern und Unterlagen. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass viele Erklärungen im Internet auch falsch sind. Die Bücher hingegen werden mehrmals korrigiert und kontrolliert, bevor sie in die Druckerei kommen.

Mamadou Bah, Auszubildender zum Kaufmann im Einzelhandel und ABplus-Teilnehmer

Es gibt Vorteile beim Online-Unterricht, vor allem die Online-Übungen für Deutsch haben mir sehr gut gefallen. Man braucht nicht so viel Papier und kann viel besser selbständig lernen. Ich habe mir tatsächlich angewöhnt, mehr digital zu lernen. Auch in der Berufsschule wird immer mehr Wert auf digitales Arbeiten gelegt. Die App, die wir im Online-Deutschunterricht genutzt haben, die benutze ich jetzt auch privat. Ich schaue mir auch gerne Lernvideos an und habe gelernt mit virtuellen Meetingräumen im Gruppenunterricht zu arbeiten. Ich bin inzwischen auch in einem Lesekreis, der virtuell stattfindet. Um Informationen zu finden habe ich gelernt, Suchmaschinen richtig zu nutzen. Das benutzt man ja sehr oft.